Carlos Obers, zeichnet und schreibt /
Carlos Obers zeichnet und schreibt / Bis zum Halse steht Dir die Bilderflut. Lass sie vorbeirauschen. / Warte auf das eine Bild, das sich Dir einprägt! Dieses Bild, das Dich prägt. / Auf dass es Dich neu zu sehen lehrt: mit Deinen aufgewachten Augen. /
Ich halte nicht viel von Sex. Ein Wort mit drei Buchstaben ist zu kurz, um sich dafür die Kleider vom Leib zu reißen. / / „Alle Lust will Ewigkeit“, schreibt Nietzsche. Das liegt an seiner unleserlichen Handschrift. Es muss natürlich „Erektion“ heißen. / / Liebe ist zu kostbar, um sie an Leute zu verschwenden, die nicht zahlungswillig sind. / / Sex ist wie Musik: meist trivial, doch manchmal genial. Es kommt auf die Mitspielenden an. / / Natürlich sind Frauen nicht liebenswerter als Männer. Aber lasst mir doch die Illusion! / /
Auf Phoenix TV habe ich erfahren, dass Menschen künftig 120 Jahre alt werden. Ich selbst bin erst 79, fürchte aber, es wird langsam Zeit, mir einen Job zu suchen. / / Im Jesuiten-Seminar wurde mir beigebracht: Das Zölibat ist unabdingbar, damit jeder Priester ohne Sorge um seine Familie vor die SS oder die Stasi hintreten und sagen kann: „Liebe Grüße vom Heiligen Vater, ich soll euch ausrichten: Leckt mich am Arsch!“ / / Sie sind mein bester Mitarbeiter. Sie funktionieren fast so perfekt wie die Maschine, die Sie künftig ersetzt. / /
Die Leichtgläubigen sind am schwersten zu überzeugen. Wer die Macht hat, Götter in die Welt zu setzen, hat auch die Macht, sich anbeten zu lassen. / / Wer sich von den Schrecken der Welt beherrschen lässt, wird selbst zum Schrecken. / / Dank Gentechnik wird demnächst eine Generation geboren mit mindestens 200 IQ. Wie bedankt ihr Euch, liebe Kinderchen, dafür? „Wir werden es Euch heimzahlen“. / / Jeder Mensch ist zur Freiheit verpflichtet. Auch zur Freiheit von Leuten, die er nicht ausstehen kann. / / Während wir uns wie Hechte im Karpfenteich vorkommen, kauft China den See. / / Der Name Luzifer kommt von Leuchten. Alles, was er verheißt, leuchtet uns ein. / / Die Veganer waren überrascht, ihre Wahl zu verlieren. Hatten diese Schweine doch tatsächlich gegen sie gestimmt. / /
Leise zieht durch mein Gemüt Tigerin auf sanfter Tatze. / Ach, Reime- Schmied, schmied mir kein Lied, das meine raue Kehle kratze! / Lauernd blickt das rote Tier mit Augen aus Smaragden. Faucht: „Noch hab ich Dich nicht hinter mir, mein Herz verstaubt nicht mit den Akten“. Aus einem Unsinns-Grunde, es musste wohl so sein, zerbrach die ungesunde Verkettung von uns drein. / Drei Liebeshunger-Herzen traf der Schmerz-Infarkt. Sie sind verdorben, gestorben im Himmel-Heiratsmarkt. / Doch in den Grabstein beißt ein Meißel: Unsterblich diese Liebe sei! Amor zerreißt des Todes Geißel. Retour l’amour, hopps, eins-zwei-drei! / Klinge kleiner Frühlings-Song so laut, dass auch ganz Wien ihn höre, sing einer Frau, die Rita heißt: pardon! Dass ich es grölend schwöre: Ich liebe Dich, so long, so long. /
Liebste Rita, / zwischen den Jahren, zwischen den Zahnlücken der Zeit, zwischen allen Zweifeln und Zerwürfnissen der Weisen und Greisen, zwischen den Stühlen der Parteien und Profiteure, zwischen zwei Augenblicken, zwischen zwei Küssen, zwischen Vergessenem und Unvergesslichem, zwischen Dir und mir, will ich Dir sagen, dass selbst an jenem zukünftigen Tag, an dem mich der Schwachsinn heimsucht mein letzter und einziger Gedanke Du sein wirst. / Und nun lass uns zuversichtlich in die Zukunft blicken – und ab und zu mit einem Augenzwinkern auch in die Vergangenheit. / Gruß und Kuss von Carlos /
Carlos Obers zeichnet und schreibt / 1940 geboren in Buenos Aires / Studium der Malerei am Städel, Frankfurt-M / Zwei Semester Theologie am Jesuiten-Kolleg St. Georgen / Gasthörer bei Theodor Adorno / Buchhändler / Werbetexter bei GGK, DDB, RG Wiesmeier und Serviceplan / Zusammenarbeit mit Oswald Lukossek, Walter Schels, Michael Schirner und Ekki Frenkler / Vorstands-Sprecher des Art Directors Club / Flamenco-Tänzer, Stierkampf-Student, Boxer / Dreimal verheiratet, vier Kinder.